Der einundvierzigste Tag,
die neunhundertvierundachtzigste Stunde,
die neunundfünfzigtausendundvierzigste Minute,
die dreimillionstefünfhundertzweiundvierzigtausendvierhundertste Sekunde,
...
...
Ich rechnete und rechnete,
vorwärts und rückwärts,
wurde von schrecklichen Gewissensbissen heimgesucht, da ich wahrhaftig für das Wohl meiner Mathematikkünste seit einigen Monaten rein gar nichts getan hatte. Da rächt es sich also, dachte ich zähneknirschend und sah mal wieder (wie hätte es anders sein können?) keinen anderen Ausweg als der verlässliche Papa-Google - wie gut, dass ich nicht auf Google verzichte. Diese unglaublich schlaue Suchmaschine sorgte auch sofort für herrliche Erleichterung, so schlecht steht es also doch noch nicht um meine halb vergessenen Mathematikkünste:
Seit der Synode von Benevent (1091 n.Chr.) dauert die Fastenzeit, die den Fastenden auf Ostern vorbereiten soll, 40 Tage (solange wie Jesus in der Wüste fastete bevor er öffentlich zu Lehren begann) exklusive allen Sonntagen dieser Wochen, das heisst, wenn man von Aschermittwoch zu zählen beginnt, dauern diese 40 Tage bis Ostersonntag, was insgesamt 47 Tage ergibt.
Wunderbar.
Wunderbar einfach; Fasten ohne Mitberücksichtigung aller Sonntage.
Meine drehenden Gedankenrädchen veranstalteten Purzelbäume,
sieben ganze Sonntage,
das heisst, sieben ganze "SonnNÄCHTE", an denen ich gemäss Synode von Benevent nicht hätte fasten müssen. Was heisst schon müssen? Und wieder einmal kam ich bei dieser Frage an: Was heisst schon Fasten?
Normalerweise ist das jeweils der Punkt, an dem ich mich ganz geschwind umdrehe um die wunderschönen Frühlingsblumen auf der Wiese zu betrachten. Doch diesmal haben alle farbenfrohen Blumen leise ihre Köpfchen schon geschlossen,
die Nacht hat Einzug gehalten.
Was heisst also Fasten?
Diese Frage erlaubt meiner Meinung nach keine allgemeingültige Definition, die als Maxime für alle Menschen auf der Welt gelten kann, sie öffnet viel mehr eine individuelle, tiefgründige und getragene Symbolwelt. Wir Menschen sind doch nicht nur einfach 'Menschen', wir sind Geist, Körper, Emotionen, Wünsche, Bedürfnisse und auch das alles reicht noch nicht. Wir streben unermüdlich nach Mehr, nach Höherem und Grösserem - und wir fragen nach der Vergangenheit und Zukunft,
wir fragen nach dem Sinn.
Was hat das alles mit Fasten zu tun?
Ich glaube, in dem man bewusst etwas von dem menschlichen Streben nach Mehr aufgibt und loslässt,
schafft man Raum für etwas Unerwartetes, Höheres, Unfassbares,
Unkontrollierbares,
da es nicht mehr gewohnt ist.
Fasten kann zum Nachdenken anregen, zum Über- und Neudenken verleiten - das "ohne" kann Mehr werden, da es nicht mehr ist.
In dem ich also "faste", verzichte ich für einmal darauf, mich nur immer umzudrehen und die Köpfchen der Blumen zu betrachten,
egal ob das nun 40 oder 47 Tage dauert...
...
oder für immer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen